Samstag, 25. Januar 2014

Ein bisschen Alltag


Nach nunmehr drei Wochen hier in England, hat sich für mich inzwischen ein wenig Alltag bereit gemacht. Die Fächerwahlen an meiner Schule sind soweit angepasst und inzwischen kenne ich mich hier in Folkestone auch einigermaßen gut aus.
Da die Folkestone Academy, die ich hier besuche, eine sehr große Einrichtung ist und vom Kindergarten bis zur Oberstufe alle Bereiche abdeckt, hat sie hier im Umkreis gleich mehrere Gebäude „beschlagnahmt“. Entgegen meiner Erwartung, besuche ich somit nicht die Main Academy, ein sehr modernes Gebäude aus dem Jahr 2007, etwas außerhalb der Innenstadt, sondern die „Glassworks“. Vor etlichen Jahren war dieses Gebäude, welches mitten in Folkestone liegt, eine Glasfabrik. Doch bis auf das Backsteingemäuer, welches schon recht alt aussieht, erinnert kaum noch etwas an diese Zeit.
Nachdem das alte Glaswerk geschlossen hatte, stand das Gebäude für eine lange Zeit leer, bevor es von der Universität von Canterbury grundsaniert und für hiesige Studenten eingerichtet wurde. Nach einer Gesetzesänderung in England, die Schülern vorschreibt, bis zur Vollendung des 18. Lebensjahres eine Schule zu besuchen, brauchte die Oberstufe der Folkestone Academy wesentlich mehr Platz, und die Universität hat das Gebäude an die Academy abgetreten.
Dementsprechend ist die Schule sehr modern eingerichtet, und technisch so ziemlich auf dem neusten Stand. Klassische Tafeln mit Kreide, die wir in Deutschland in jedem Klassenraum hängen haben, gibt es überhaupt nicht! Vieles wird über Beamer und Leinwand gemacht, in einigen Räumen auch mit sogenannten „SmartBoards“, die einige von euch vielleicht kennen, oder mit Whiteboards und abwaschbaren Filzstiften. Besonders überrascht war ich von den beiden Aufzügen, die den Schülern frei zur Verfügung stehen, und von einem der drei Computerräume, der komplett mit Apple-Geräten bestückt ist!
Aber nicht nur die Einrichtung differenziert sich von dem mir bekanntem, sondern auch die Auswahl an Fächern sowie die Anzahl an Stunden.
Die Sixth Form, in die ich gehe, entspricht in etwa der Klassenstufe 11-12 (G8) bzw. 12-13 (G9), und im Gegensatz zu den Vorschriften des deutschen Schulsystems, sind die Englischen Oberstufenschüler nämlich ganz frei bei ihrer Wahl. So könnte man seine A-Levels (etwa das Abitur) zum Beispiel mit den Fächern „Dance“, „Photography“ und „Drama“ hinter sich bringen! Da die meisten Schüler nur drei Fächer haben, haben sie auch nur 15 Wochenstunden. Je nachdem, wie der Stundenplan dementsprechend gemacht ist, wäre es möglich, zwar Dienstags und Donnerstags von 9 Uhr bis 17 Uhr Unterricht zu haben, die restlichen drei Tage der Woche jedoch Schulfrei! So wäre es erst bei mir gewesen, allerdings habe ich dann freiwillig noch ein viertes Fach dazu gewählt. Jetzt habe ich „nur noch“ Mittwochs Schulfrei!

Die Fächer, die ich jetzt habe, sind „Film Studies“, „Culture and Communication“, „English Literature“ und Mathe. Die ersten drei Fächer sind wirklich sehr Interessant, und die Lernatmosphäre ist, vor allem durch die niedrige Schülerzahl von höchstens 15, sehr entspannt. Im allgemein wird hier vieles sehr viel lockerer gesehen, als in Deutschland. So wird der Dresscode, der auf der Internetseite der Schule erklärt wird, nur mehr oder minder eingehalten, und auch die Pünktlichkeit wird nicht als ganz so wichtig angesehen. Einige Schüler scheinen es hier wohl für normal zu halten, 20 Minuten zu spät zum Unterricht zu kommen, und die Registration komplett ausfallen zu lassen. Die Registration ist eine weitere Sache, die für mich vollkommen neu ist.  Auch, wenn der Unterricht erst um 9 Uhr beginnt, müssen Schüler, die zur ersten Stunde haben, bereits um halb neun in der Schule sein. In der halben Stunde ist dann die sogenannte Registration. Je nachdem, in welchem „Haus“ bzw. in welcher „Tutorengruppe“ man ist, findet man sich in einem bestimmten Raum ein. Vorher muss man die Uhrzeit der Ankunft in eine Liste eintragen, die im Foyer aushängt. Es gibt 8 unterschiedliche Tutorengruppen, die von A bis H durchnummeriert sind. Bei diesem Treffen sitzt man eigentlich nur herum und unterhält sich. Manchmal fragt die Lehrerin, die das ganze beaufsichtigt und die Anwesenheit überprüft, nach Vorschlägen für Schulische Veranstaltungen.

Nach dem Unterricht gehe ich dann manchmal noch mit einigen Freundinnen in die Stadt. Das ist der wohl größte Vorteil unserer Schule: Sie ist etwa drei Minuten von der Einkaufszone entfernt und liegt somit quasi direkt neben Primark, Debenhams und anderen beliebten Geschäften. Viele Schüler holen sich morgens auf dem Weg von der Bushaltestelle zur Schule, welcher einmal durch die Innenstadt führt, bei Starbucks einen Kaffee oder gehen in der Mittagspause bei Subway und co. essen.
Da meine Gastmutter mir aber jeden Morgen ein Lunchpaket bereitet, kann ich in der Mittagspause in der Schule bleiben und mit meinen Freundinnen in der großzügigen Cafeteria essen.

Wenn ich nach der Schule wieder zu Hause bin, mache ich erst noch meine Hausaufgaben und verbringe dann den Abend zusammen mit meiner Gastfamilie. Meistens schauen wir fernsehen und essen zu Abend. Zum Abendessen kommen manchmal noch eine Nachbarin und ihre Austauschschülerin, die ebenfalls aus Deutschland ist.

So sieht in etwa mein Schulalltag aus. Demnächst kann ich euch vielleicht noch von meinen Freizeitaktivitäten berichten.
Bis dahin!

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